Grundwasser weltweit

Große Teile der Welt sind saisonal oder sogar ganzjährig von Wassermangel geprägt. Dazu zählen z.B. die Sahelzone (das Gebiet südlich der Sahara), der Nahe Osten, aber auch große Teile Nordamerikas und der europäische Mittelmeerraum. Der Klimawandel trifft diese Trockenregionen mit höheren Temperaturen und weniger wie unregelmäßigeren Niederschlägen besonders hart. Bis zum Jahr 2030 werden die sich ausdehnenden Trockenregionen der Lebensraum von etwa 3 Milliarden Menschen sein. Die UN rechnet Mitte des Jahrhunderts mit 50 bis 700 Millionen Klimaflüchtlingen.

Wie viele es sein werden, hängt stark davon ab, wie viel Grundwasser es in den Trockenregionen der Welt gibt und wie damit umgegangen wird. WissenschaftlerInnen der Universitäten von Victoria, Calgary, Austin in Texas und Göttingen haben dafür eine Grundlage geschaffen und erstmals die weltweiten Grundwasservorkommen erfasst. Ihre Studie wurde im November in der Zeitschrift Nature Geoscience veröffentlicht.

Demnach umfassen die globalen Grundwasserreserven in den oberen 2 Km der Erdkruste ca. 23 Millionen Kubikkilometer. Davon sind jedoch weniger als 6 % als „modernes“ Grundwasser aktiver Teil des Wasserkreislaufes, also höchstens 50 Jahre alt. Der größte Teil der Vorkommen ist deutlich älter, erneuert sich nicht von selbst und ist durch Anreicherung mit Metallen und radioaktiven Elementen weitgehend für die Nutzung durch den Menschen ungeeignet.
„Auch wenn der Anteil des modernen Grundwassers an der Gesamtmenge auf den ersten Blick gering erscheint, ist er doch immer noch größer als der Anteil aller anderen Elemente des aktiven hydrologischen Kreislaufs, wie etwa des Wassers in Flüssen, Seen und der Atmosphäre.“ erklärt Elco Luijendijk von der Universität Göttingen.

Die Verteilung dieses modernen Grundwassers ist dabei jedoch extrem ungleich. Einige Regionen können aus dem Vollen schöpfen, wie zum Beispiel Mitteleuropa. Die größten Reserven modernen Grundwassers liegen in bergigen und tropischen Regionen, wie etwa dem Kongo, dem Amazonasbecken oder den Rocky Mountains und Anden. Auch das niederschlagsarme Nordafrika verfügt über enorme, jedoch sich nicht erneuernde Vorkommen. Die meisten Trockenregionen der Welt haben hingegen nur wenig Reserven an Grundwasser. In der Sahelzone, dem europäischen Mittelmeerraum und dem mittleren Westen der USA würde eine gleichmäßige Verteilung des verfügbaren Wassers einen See von gerade 1m Tiefe ergeben.

Der Mittlere Westen der USA gilt wegen seiner fruchtbaren Böden als „Brotkorb der Nation“. Auch andere Trockenregionen der Welt werden intensiv landwirtschaftlich genutzt. Viel Sonne und milde Winter erlauben dem Anbau von Nahrungsmitteln und Industrierohstoffen, sofern der wegen hoher Temperaturen erhöhte Wasserbedarf der Pflanzen auch in Trockenzeiten aus zusätzlichen Quellen gedeckt werden kann. 70 % des verfügbaren Süßwassers fließt jährlich in die Bewässerungslandwirtschaft. Eine problematische Kombination aus hohem Wasserbedarf, geringen Grundwasservorkommen und wenig Niederschlägen, um die Reserven wieder aufzufüllen.

Originalveröffentlichung: Tom Gleeson et al. The global volume and distribution of modern groundwater. Nature Geoscience 2015. Doi: 10.1038/ngeo2590.

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